Bad Schandau - Hamburg (730 km)
Der gesamte Elberadweg beginnt kurz vor Prag (Melnik) und geht bis Cuxhaven an der Nordsee. Das entspricht einer Strecke von ca. 960 km. Da ich nur 7 Tage Zeit hatte und mir die Anreise per Bahn (mit Fahrrad und Ausrüstung) bis nach Melnik zu umständlich war, sollte die Tour von Bad Schandau bis nach Hamburg gehen.
Das waren dann mit kleinen Umwegen 730 km. Meine Ausrüstung: Fahrrad, Zelt, Schlafsack Isomatte, Wechsel- und Regenkleidung, Werkzeug, Fotoapparat, und Radkarten. Dies ist nun schon meine zweite Flusswegeradtour. Im letzten Jahr bin ich den Saaleradweg gefahren. Sehr schön aber anstrengend, zumindest von Zell bis kurz vor Jena, da der Radweg über das Thüringer Schiefergebirge führt.
Als kleine Hilfestellung, für alle, die eine größere Radtour planen, hier einige Worte zur Ausrüstung:
Fahrrad
Tourenrad 28" (GIANT), mit stabilem Gepäckträger, Geländereifen, Schutzleche, Fahrräder aus dem Baumarkt oder vom Discounter sind nicht zu empfehlen. Diese sind meist zu schwer und den hohen Belastungen während einer längeren Tour mit Gepäck nicht gewachsen. Hier nicht am falschen Ende sparen, Qualität hat nun mal ihren Preis. Am besten das Rad beim Händler des Vertrauens kaufen.
Radtaschen
Für den Gepäckträger:
Ortlieb Classic. Preis für das Paar ca. 100€. Radtaschen mit Rollverschluss. Diese Taschen gibt es in 4 Farben.
Da man als Radfahrer im Straßenverkehr ganz gern mal übersehen wird, habe ich mir die gelben Taschen gekauft. Die Ortlieb Taschen sind extrem stabil und vor allem wasserdicht.
Sie sind mit dem Klick- Befestigungssystem sehr schnell montiert und demontiert. Dies ist von Vorteil, wenn man unterwegs ist und das Rad in den Zug einladen will. Gerade auf kleinen Bahnhöfen gibt es keine erhöhten Bahnsteige, auch sind die Zugtüren zum Teil sehr eng. Da ist es von Vorteil, wenn man die Radtaschen schnell ausklinken und Rad und Taschen getrennt einladen kann.
Ein weiterer Vorteil ist der Rollverschluss. Egal wie voll die Taschen gepackt sind, den Rollverschluss kann man immer so anpassen, dass die Taschen prall sind und nicht bei halber Beladung schlaff am Rad schlenkern.
Die Taschen gibt es für den Gepäckträger hinten und für die Gabel vorn (extra Halterung erforderlich).
Für den Lenker:
Für Kleinigkeiten, welche man schnell zur Hand haben muss, wie Fotoapparat, Handy, Geld, Ausweis, Radkarte macht sich eine Lenkertasche gut. Diese sollte ebenfalls ein Klick- Befestigungssystem haben.
Lenkertaschen kosten mit einer Klarsichttasche für Radkarten ca. 70€
Zelt
"Weight Wacher RT" von Jack Wolfkin. Preis ca. 150 €. Ein leichtes Einmanzelt (2 kg) mit ausreichend großem Stauraum. Dieses Zelt ist schnell aufgebaut. Es ist absolut wasserdicht. Aber auch hier gibt es Grenzen....siehe Tourtagebuch (1. Tag).
Radkarten
Ich nutze fast immer die Karten von Bikeline. Es sind Klappkarten mit Ringheftung in einem praktischen Format, welche in die gängigsten Kartentaschen passen. Die Karten sind übersichtlich gegliedert und ziemlich genau.
Achtung: Manche Landkreise oder Kommunen ändern gelegendlich die Wegeführung der Radwege. Viele Radwege wurden auch nach der Flut 2002 an anderer Stelle neu angelegt. Dabei wurde aber zum Teil die Beschilderung nicht angepasst oder völlig vergessen. Der Elbe- Radweg ist sehr viel schlechter ausgeschildert als der Saale- Radweg. Besonders in Großstädten wie Dresden, Wittenberg, Magdeburg oder Hamburg kan man sich ganz schön verfahren.
1. Hilfe Ausrüstung
Werkzeug
Im Fahrradhandel gibt es Grundausstattungen in den verschiedensten Ausführungen. Notwendig sind die gängigsten Schlüsselgrößen, zwei verschiedene Schraubenzieher, Flickzeug, Montierhelbel, Isolierband und eine kleine Zange.
Kleidung
Radhose mit Polstern. Enganliegendes Oberteil aus Funktionsfaser. Für kühle Tage oder am frühen Morgen, eine Weste aus winddichtem Material. Regenjacke und Wechselkleidung für den Abend. Mehr braucht man meist nicht. Wichtig außerdem: Helm, Brille und Sonnenschutzcreme.
Allgemein
Nur nicht zu viel mitnehmen. Auf langen Strecken und in den Bergen spürt man jedes überflüssige Kilo. Da man sich in Europa auch auf abgelegenen Wegen immer noch in bewohnten Gebieten bewegt, kann man unterwegs meist die Dinge kaufen, welche man doch noch benötigt oder vergessen hat.
Streckenlänge: 72,5 km
Übernachtung: Campingplatz Rehbocktal
Zugfahrt Goth bis Bad Schandau
Von Bad Schandau bis Dresden reger Verkehr auf dem Radweg. Kurz vor Dresden zeichnete sich das Unwetter schon ab. Ich musste ganz schön strampeln, damit es mich nicht auf freier Strecke erwischt. Die erste Unwetterwelle verbrachte ich unter einer Brücke. Hagel, Gewitter, Sturm, eine Stunde lang.
Weiterfahrt. Kurz hinter Radebeul begann es erneut zu regnen. Der nächste Zeltplatz ist kurz vor Meißen, "Camping Rehbocktal". Habe es gerade noch geschafft das Zelt aufzubauen.
Das Wetter der nächsten Stunden hätte fast das Ende der Tour bedeutet. Über dem Zeltplatz ging eine Wasserhose nieder. Danach die ganze Nacht heftiger Dauerregen. Der Boden unter dem Zelt wurde weggespült, das Zelt sackte in die Senke und das Wasser schwappte in das Zelt...
2.Tag
Campingplatz Rebocktal - Mühlberg
Streckenlänge: 54 km
Übernachtung Campingplatz Mühlberg
Am nächsten Morgen war der Schlafsack nass wie ein Schwamm, die Isomatte schwamm im Zelt umher. Da nicht nur die Ausrüstung sondern auch die Kleidung nass waren, stellte ich mir ein Zeitlimit. Wenn bis Mittag die Wolkendecke nicht aufreißt, damit ich die Sachen trocknen kann, breche ich die Tour ab.
Also fuhr ich frierend und völlig durchnässt los. gegen Mittag war endlich die Sonne zu sehen. Es wurde sehr warm. Der nächste Zeltplatz war Mühlberg, den ich eigendlich schon am ersten Tag erreichen wollte. Ankunft hier gegen 12:00. Alles ausgepackt und in die Sonne zum Trocknen gelegt. Bis auf den Schlafsack war bis zum Abend alles trocken.
3. Tag
Mühlberg - Coswig
Streckenlänge: 110 km
Übernachtung: bei meinem Schwager
Schöne Strecke, den ganzen Tag Sonnenschein und Gegenwind. Zum Teil verwirrende Beschilderung in Wittenberg
4. Tag
Coswig - Campingplatz Colbitz
Streckenlänge: 145 km
Übernachtung: Campingplatz Colbitz
Sehr schlechte, zum Teil keine Beschilderung. Sehr warm. Hinter Magdeburg die Wasserwegekreuzung Elbe - Havelkanal mit Schiffhebewerk.
Wollte eigendlich zum Zeltplatz "Sandkrug" hinter Rögitz. Dieser zeltplatz war aber nur eine Wiese an einemWassertümpel. Ohne Toilette, ohne Schatten, keine Umzäunung, belagert von grölenden und betrunkenen Jugendlichen. Das sollte dann auch noch 5 € pro Nacht kosten...
Habe also einen Umweg zum Zeltplatz Colbitz (15 km Umweg) gemacht.
5. Tag
Campingplatz Colbitz - Abbendorf (hinter Havelberg)
Streckenlänge: 97 km
Übernachtung: Wiese hinter einem Gasthof
Schöne Strecke, besonders die Umgebung um Havelberg. Bin heute total erschöpft und habe Bauchschmerzen. Den genazen Tag über 30°C und Gegenwind.
Konnte mein Zelt kostenlos auf einer Wiese hinter einem Gasthof aufstellen und durfte sogar die Toiletten im Gasthof benutzen. Duschen an einer Gartenschlauchdusche. Am nächsten Morgen gab es ein großes Frühstücksbuffet für 5 €.
6. Tag
Abbendorf - Klein Kühren (bei Neu Darchau)
Streckenlänge: 122 km
Übernachtung: Zeltplatz klein Kühren
Schöne Landschaft. Radweg fast immer auf dem Deich. Gegenwind. Zwischen Hitzacker und Neu Darchau unerwartet steile Anstiege bis zu 15% !! Abends fing es mal wieder zu Regnen an.
7. Tag
Klein Kühren - Hamburg
Streckenlänge: 110 km
Die ganze Nacht Regen. Laut Wetterbericht würde es den ganzen Tag durchregnen. Na toll!.Was tun? den ganzen Tag im nassen Zelt sitzen und abwarten oder im Regen losfahren?
In der Hoffnung, dass es doch noch besser wird, packte ich das nasse Zelt ein und fuhr los.
Na also, der Wettermann hatte gelogen. Der regen ließ nach....für ca. 1 Stunde. Danach dann doch Dauerregen bis Hamburg, dafür aber mal kein Wind. In Hamburg keine Wegweiser mehr (?!). Durchfragen zum Hauptbahnhof. Bei dem starken Regen wollte aber niemand stehenbleiben und mir den Weg erklären. Mehrmals verfahren und dann endlich geschafft.
Aber was war das? nach 7 Tagen fast Einsamkeit nun im Bahnhof gefühlt 2 Millionen hektische, schubsende und drängelnde Menschen. dazwischen ich, durchnässt und verschlammt, aber am Ziel (13:00). Rückfahrt nach Gotha mit der Bahn.
Es war sehr schön! Falls ich die Elbe- Radtour noch einmal mache, dann in die andere Richtung damit der Wind auch mal von hinten kommt. Im Vergleich zur Saale- Radtour war es einfacher zu fahren, da es kaum nennenswerte Steigungen gibt (außer um Hitzacker) und die Radwege besser als an der Saale ausgebaut sind. Die Saale- Radtour ist sehr anstrengend, landschaftlich aber abwechslungsreicher.
Die Beschilderung des Elbe- Radweges muss aber verbessert werden, besonders in den großen Städten. Ich kann diese Radtour nur empfehlen. Wem die gesamte Tour zu lang ist, kann ja auch einzelne kürzere Abschnitte fahren. Besonders schöne Abschnitte sind die sächsische Schweiz und die Gegend rund um Havelberg.
Welche Tour ich im nächsten Jahr mache?...Mal sehen.